Er ist der erste grüne Ministerpräsident in Deutschland und Mitbegründer der Grünen in Baden-Württemberg: Winfried Kretschmann. Nicht immer ist der pragmatische, Konsens- und Kompromiss suchende Politiker auf der Linie seiner Partei. Grund genug für die Markgräfler Gutedelgesellschaft den baden-württembergischen Ministerpräsidenten mit dem Gutedelpreis für „öffentlich wirksamen, kreativen Eigensinn“ auszuzeichnen. Der Preis: ein 225-Liter-Fass Markgräfler Gutedel – gespeicherte Sonnenenergie im Eichenfass.
Hier ein paar fotografische Impressionen von der Preisverleihung im Neuenburger Stadthaus.
Der Freiburger Jazzchor unterhielt mit Musik aus der Gründungszeit der Grünen, als in Wyhl erfolgreich gegen den Bau eines Atomkraftwerks gekämpft wurde.
Dodokay alias Dominik Kuhn erklärt die Welt auf schwäbisch.
Helmut Lörscher, Pianist und Professor an der Musikhochschule Freiburg, begeisterte mit Jazzvariatonen des Volkslieds „Auf der schwäbsche Eisebahne„.
Christoph Wirtz hielt die Laudatio auf den Preisträger.
Ein Höhepunkt im Rahmen der diesjährigen Gutedelpreisverleihung war der Auftritt des fünfmaligen Jonglage-Weltmeisters Thomas Dietz.
Als Mitte des 19. Jahrhunderts das aufstrebende Bürgertum damit begann, sich zu organisieren, die Geschicke selbst in die Hand zu nehmen und zu gestalten, wurden die zu dieser Zeit entstehenden Vereine noch argwöhnisch von der damaligen Obrigkeit beobachtet. Heute ist das ehrenamtliche und bürgerschaftliche Engagement von Menschen wichtiger Teil unserer Gesellschaft – die ohne eben dieses Engagement nicht funktionieren würde. Den „Aufbruch ins bürgerschaftliche Engagement“ zeigt derzeit eine stadtgeschichtliche Sonderausstellung im Markgräfler Museum in Müllheim, anlässlich der Jubiläen zum 150-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Müllheim, des Turnvereins Müllheim aber auch des Gewerbevereins Müllheim.
Der Gutedelpreis 2013 geht an …
Sie stehen stellvertretend für die vielen Vereine und tausende ehrenamtlich engagierten Menschen im Markgräflerland und wurden vom Vorsitzenden der Markgräfler Gutedelgesellschaft, Hermann Dörflinger (r.), mit dem Gutedelpreis bedacht (v.l.): Michaela Schweizer (Turnverein Neuenburg), Uwe Müller-Fester (Markgräfler Symphonieorchester), Dorothea Koelbing Bitterli (Theater im Hof), Rudolf Maier (Schwarzwaldverein) Ulrike Gerth (Markgräfler Museumsverein Müllheim) und Insa Räuber (bolando e.G. Bollschweil)
Hinter der Idee des ehrenamtlichen und bürgerschaftlichen Engagements steckt auch „öffentlich wirksamer, kreativer Eigensinn“. So lag es nahe, dass die Markgräfler Gutedelgesellschaft – die alljährlich eben diesen „öffentlich wirksamen, kreativen Eigensinn“ würdigt – genau diese Idee mit dem Markgräfler Gutedelpreis auszeichnet.
Doch wen ehren? Wohl jeder der vielen tausend ehrenamtlich und bürgerschaftlich engagierten Menschen zwischen Lörrach und Freiburg hätte diese Auszeichnung verdient! So durften jeweils zehn verdiente Mitglieder aus sechs völlig verschiedenen Vereinen quer aus dem Markgräflerland den Preis entgegen nehmen – den Inhalt eines 225 Liter Fasses Gutedel. Dies Stellvertretend für viele tausend in Freiwilligen Feuerwehren, Gesangsvereinen, Heimatgesellschaften, Kulturvereinigungen, sozialen und caritativen Organisationen, Sport- und Musikvereinen und nicht zuletzt auch in Fasnachts-Zünften engagierten Bürgerinnen und Bürger zwischen Lörrach und Freiburg.
Das sommerliche Ambiente auf dem Marktplatz bot den passenden Rahmen für die diesjährige Verleihung des Gutedelpreises für öffentlich wirksamen, kreativen Eigensinn.
Einmal mehr geriet die Gutedelpreisverleihung – bei sommerlichen Ambiente auf dem Markgräfler Platz – auch zu einem unterhaltsamen und geselligen Fest – dazu trug neben dem Gutedel des Jahrgangs 2012, Flammkuchen, Spitzenwürstchen und sommerlich-leichtem Lachs auch ein ansprechendes Rahmenprogramm bei. Für musikalische Unterhaltung sorgten „Frl. Mayers Hinterhaus Jazzer“, der Saxophonist Niko Halfmann und Gisela Höchstötter mit französischer Musette-Musik. Darüber hinaus unterhielten der Mikromagier Harald Hentschel, der Comedian Georg Leiste sowie als Höhepunkt der fünffache Jonglage-Weltmeister Thomas Dietz.
Frl. Mayers Hinterhaus JazzerDer Saxophonist Niko HalfmannComedian Georg Leiste Thomas Dietz jongliert mit brennenden Fackeln
Die Preisträger
Markgräfler Museumsverein: Der Verein ist aus dem 1974 gegründeten Verein für Volkskunde und Heimatgeschichte hervorgegangen und ist gemeinsam mit der Stadt Müllheim Träger des Markgräfler Museums Müllheim. In den vergangenen Jahren wirkte er an der Restaurierung der historischen Frick-Mühle und der Einrichtung eines Mühlenmuseums mit. Ständige Arbeitskreise (Frick-Mühle, Kunst, Archäologie und Stadtgeschichte) bündeln das Engagement der Mitglieder. Theater im Hof: Jedes Jahr im Sommer verwandeln der Regisseur, Filmemacher und ehemalige Professor an der Berliner Universität der Künste und seine Frau Dorothea Koelbing Bitterli den Hof ihres 250 Jahre alten Bauernhauses in Riedlingen in ein Theater. Unterstützt werden sie dabei vom Theaterförderverein „Theater im Hof“ mit 150 Mitgliedern. Deren Arbeit ermöglichten Kultur ohne Subvention und teure Werbung. bolando e.G.: In Bollschweil gab es vor dem Krieg vier Gaststätten für rund 600 Einwohner. 70 Jahre später hatte der Ort 2200 Einwohner und kein Gasthaus mehr. 2006 wurde mit „bolando“ das erste genossenschaftlich geführte Dorfgasthaus ins Leben gerufen. Markgräfler Symphonieorchester: Gegründet im Jahr 1986 ist es ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens im Markgräflerland mit dem Ziel Musikliebhabern die Erarbeitung und Aufführung klassischer Werke zu ermöglichen. Zuletzt hat das Orchester mit seinen Open-Air-Großprojekten „Carmina burana“ (2009) und der „Zauberflöte“ (2011) für Aufsehen gesorgt. Turnverein Neuenburg: Mit 1200 Mitgliedern der größte Verein der Zähringerstadt. Über 70 Trainer und Übungsleiter bieten jährlich rund 7000 Übungsstunden an. Rund 620 Kinder und Jugendliche nehmen die Angebote der sechs Abteilungen (Turnen, Handball, Tennis, Schwimmen Judo sowie Ski und Wandern“ wahr. Schwarzwaldverein: Der Verein wurde im Sommer 1864 als erster Wandervereins Deutschland gegründet. Ursprüngliches Ziel war die Förderung des Fremdenverkehrs mittels Reiseliteratur, Karten, Sitzbänken, Schutzhütten, Aussichtspunkten und durch die Anlage von Wanderwegen. Deren Wegewarte pflegen heute ein Netz von über 24.000 Kilometern Wanderwege. Darunter auch das Markgräfler Wiiweglie – die schönste Route durch das gelobte Land am Oberrhein.
Muntere Talkrunde mit Christoph Wirtz (l.) und Preisträger Jean-Claude Juncker
„Ich glaube der kreative Eigensinn ist die Eigenschaft an mir, die die Bundeskanzlerin an mir am wenigsten mag“, sagte der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker bei der Verleihung des Gutedelpreises der Markgräfler Gutedelgesellschaft im Neuenburger Stadthaus. Dieser öffentlich wirksame, kreative Eigensinn war auch der Grund für die Verleihung des Gutedelpreises an den Regierungschef des kleinsten Mitgliedsstaates der europäischen Union. Bescheiden und geradezu familiär war der Besuch des luxemburgischen Regierungschefs im wieder einmal voll besetzten Neuenburger Stadthaus, zum obligatorischen Protokoll zählte lediglich der Eintrag ins goldene Buch der Stadt Neuenburg.
Der Vorsitzende der Markgräfler Gutedelgesellschaft, Hermann Dörflinger (r.) bei der Überreichtung des Gutedelpreises an Jean-Claude Juncker. Die Laudatio hielt der Journalist Christoph Wirtz (l.).
„Luxemburg und Baden verbindet viel, nicht zuletzt das historische Bewusstsein ein Großherzogtum zu sein. Das luxemburgische Beispiel gibt der Hoffnung auf badische Unabhängigkeit Nahrung“, betonte Wirtz in seiner launigen Rede und ergänzte: „Wir gehen davon aus, dass sie sich im Anschluss an diesen Festakt im Kreise ihrer Kolleginnen aus den europäischen Regierungen kraftvoll für die Autonomie Badens einsetzen.“
Juncker im Gespräch mit Christoph Wirtz
Anbei einige Bildimpressionen von der Gutedelpreisverleihung 2012 an den luxemburgischen Premierminister Jean-Claude Juncker:
Neuenburgs Bürgermeister Joachim Schuster heißt den luxemburgischen Premierminister Jean-Claude Juncker im Stadthaus willkommen.Großer Rummel bei der Ankunft des EhrengastesDer Hamburger Kabarettist Sebastian Schnoy bot einen unterhaltsamen Streifzug durch Europa und die Eigenheiten seiner Bewohner.Premierminister Jean-Claude Juncker trägt sich im Beisein von Bürgermeister Joachim Schuster ins goldene Buch der Zähringerstadt ein.
Zum vollständigen Artikel in der Oberbadischen gehts hier: Kreativer Eigensinn