
Zugegeben, bei „Herz-Schmerz“-Filmen schalte ich um. Um Filme und Bücher in denen es um Krebs und andere Krankheiten geht, mache ich einen großen Bogen – ausgenommen vielleicht „Philadelphia“ mit Tom Hanks oder die französische Komödie „Ziemlich beste Freunde“.

Umsomehr hat mich die Aufführung des Stücks „Oskar und die Dame in Rosa der Theatergruppe Rheinkultur gestern beeindruckt. Die Geschichte das französischen Autors und Philosphen Éric-Emmanuel Schmitt – bekannt durch „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ – handelt vom zehnjährigen Oskar der an Leukämie erkrankt ist. Trotz Chemotherapie und Knochenmarktransplantation hat er nur noch wenige Tage zu leben. Enttäuscht von seinen Eltern, die sich nicht trauen mit ihm über die Wahrheit zu reden findet er Trost bei Oma Rosa einer ehemaligen Catcherin, welche Kinder im Krankenhaus besucht. Sie rät ihm, jeden Tag einen Brief an den lieben Gott zu schreiben und ihm alles zu sagen, was ihn bewegt. Und sie bringt ihn dazu, sich jeden weiteren Tag wie zehn Jahre seines Lebens vorzustellen. So erlebt Oskar Kindheit, Pubertät, erste Liebe, Eifersucht, Midlife Crisis und das Alter. Eckahrd Lais hat den Jungen in dem knapp zweistündigen Monolog glaubwürdig und lebendig dargestellt – was durch den Kunstgriff des Autors, jeden verbleibenden Tag als Jahrzehnt zu leben, ermöglicht wird. In einer Mischung aus Bericht, Erzählungen, Monologen, Dialogen zwischen Oskar, seinen Eltern, dem Arzt und Oma Rosa fieberte das Publikum mit Oskar mit, zweifelte mit ihm an Gott, erfreute sich an seiner erster Liebe Peggy Blue und an seiner Flucht an Heiligabend aus dem Krankenhaus.
Ein rundum gelungenes Experiment, statt der üblichen Mundart-Komödien auch einmal ein ernstes – melancholisch heiteres – Stück auf die Bühne zu bringen.
Wer Zeit und Lust hat, kann am heutigen Sonntag, 3. Januar 2016, um 19.30 Uhr eine weitere Vorstellung von „Oskar und die Dame in Rosa“ der Theatergruppe „Rheinkultur“ in Niederweiler im Gasthaus „Warteck“ besuchen.
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