Wohin wollen wir als nächstes wandern? Bis zur Kirschblüte sind es noch ein paar Wochen hin, für blühende Orchideenwiesen ist es auch noch zu früh. Nur in Parks recken die Krokusse als Frühlingsboten ihre Blüten in die Höhe. Der Instagram-Post von Birgit-Cathrin Duval hat uns neugierig gemacht, und so entschlossen wir uns vom Lipple zum Flugzeugwrack am Wildsberg zu wandern. Die Jounalisten-Kollegin hatte über den 50. Jahrestag des Unglücks berichtet.
Die von uns gewählte Runde ist mit etwas mehr als acht Kilometern eine gute Halbtagswanderung. Gerne hätten wir auf dem Rückweg noch im Wanderheim Stockmatt auf ein Vesper vorbeigeschaut, aber das müssen wir auf die Zeit nach Corona verschieben.
Vom Wanderparkplatz Lipple geht’s los in Richtung Gleichenhütte. Wir folgen zunächst der blauen Raute des Schwarzwaldvereins bis zur Skihütte und weiter bis zum Wegweiser Bergle. Dort halten wir uns rechts und folgen nicht der blauen sondern der gelben Markierung zum Wegweiser Am Gleichen. Der Bergle-Gleichenweg führt am Westhang beziehungsweiese auf der Kandertal-Seite des 1084 Meter hohen Hohwildsbergs entlang.
Wir folgen der blauen Raute bis zum Wegweiser Bergle
Beim nächsten Wegweiser (Bergle) halten wir uns rechts und folgen der gelben Raute zum Gleichen.
Wir passieren einen Aussichtspunkt mit einer Bank, von der zwischen den Bäumen ein schmales Fenster den Blick ins Eggenertal und nach Schliengen öffnet. Schloss Bürgeln liegt auf der gleichen Linie, ist aber hinter dem 848 Meter hohen Hundsrücken versteckt.
Ein Buchfink knabbert Bucheckern
Vorbei am Lehwald-Brünnli erreichen wir die Gleichenhütte, wo wir einen kurzen Eintrag im Hüttenbuch hinterlassen und draußen in der Sonne vespern. Kurios, die an der Hütte angebrachten Schilder haben unterschiedliche Höhenangaben: Nach dem Holzschild liegt sie auf 848 Metern Höhe, nach dem Metallschild des Schwarzwaldvereins auf 846 Metern Höhe.
Gestärkt machen wir uns an wieder auf den Weg. Wir folgen dem Wegweiser in Richtung „Grube“, gehen dann allerdings nicht dem Weg mit der blauen Raute links entlang sondern nehmen den Anstieg auf den Wildsberg, beziehungsweise einem darunter liegenden Aussichtspunkt, wo der Weg auch endet. Allein der Blick auf Malsburg lohnt den Aufstieg.
Weiter geht es ab hier nur über Stock und Stein.
Der Rumpf der am 21. Februar 1971 am 1018 Meter hohen Wildsberg abgestürzten Cessna 172 Skyhawk liegt nach 50 Jahren immer noch im Wald.
Etwas oberhalb befindet sich ein Gedenkstein mit einer Inschrift.
Günter Grünzner
1944 1971
Eberhard Fäßler
1948 1971
Beim Absturz kamen die
einzigen Söhne ums Leben.
Wir machen uns hier wieder auf den Rückweg.
Knapp drei Kilometer nordwestlich der Unglücksstelle am Wildsberg hat sich im Jahr 1978 am Blauen beim Hexpenplatz unterhalb des 863 Meter hohen Ammelenköpfle ein weiteres Flugzeugunglück ereignet. Auch beim Hexenplatz erinnert ein Gedenkstein an die Unfallopfer. Am 16. März 1978 starben André Boulloche und sein Pilot Renaud Mary beim Absturz einer Piper PA34-200. Boulloche war Bürgermeister von Montbéliard und Abgeordneter der französichen Nationalversammlung sowie ehemaliger Bildungsminister.
Im Jahr 1444 schenkt Graf Johann von Freiburg dem Markgrafen Rudolf IV und seinem Bruder Hugo die Herrschaft Badenweiler, Rötteln und Sausenberg – die eigentliche Markgrafschaft. Das vornehmste Recht der Herren war die Ausübung der hohen Gerichtsbarkeit. 1444 ist auch die Geburtsstunde des Markgräflerlandes.
Unsere jüngste Wanderung sollte uns daher zur mal wieder zur Sausenburg führen – die letzte Wanderung dorthin liegt doch ein paar Jahre zurück.
Am besten stellt man das Auto auf dem Wanderparkplatz St. Johannis-Breite an der L 132 zwischen Obereggenen und Sitzenkirch ab. Entlang des Waldrands dem Wanderweg (gelbe Raute) nach Sitzenkirch folgen. Wer mehr Zeit mitbringt wandert über Schloss Bürgeln zur Sausenburg.
Wir haben uns jedoch die knapp zwei mal zwei Kilometer geschenkt, und haben unser Auto beim Rathaus in Sitzenkirch abgestellt. (Familien mit kleineren Kindern biegen in Sitzenkirch ab, fahren über Käsacker nach Vogelbach und stellen das Auto beim Wanderparkplatz Lindenbückle ab. Von dort sind es nur 15 Minuten zur Sausenburg.)
Wir starten beim Rathaus Sitzenkirch am südlichen Ortsrand. Vor dem Rathaus konnten wir die Schlange aus bemalten Kieselsteinen (Coronafresserchen) bestaunen.
Wir gehen Richung Ortsmitte entlang der Breite Straße und biegen vor dem Lippisbach bei der Infotafel nach rechts in den Wässerleweg ein.
Vorbei am Milchhüsli folgen wird dem Wässerleweg (gelbe Raute).
An der Kreuzung mit der Straße Oberer Garten macht der Wässerleweg inen Knick nach rechts. An einem Bauernof vorbei laufen wir auf einen den Wegweiser „Wässerleweg“ des Schwarzwaldvereins zu.
Wir schauen uns kurz um, genießen den Blick hinunter aufs Dorf, riechen den Duft des frischen Heus und erfreuen uns an einem Rotmilan der über der frisch gemähte Matte kreist.
WirFolgen dem Wegweiser in Richtung Wässerliwald.
Versteckt am Waldrand finden wir einen kleinen Tümpel bzw. Froschteich, oder wie die Markgräflerin meint: „die örtliche Schnakenzuchtstation“
Im Wald wird es schattiger und kühler, dafür gehts jetzt ein gutes Stück bergauf.
Schwarzwaldvereins-Wegweise Wässerliwald
Ab dem Wegweiser „Wässerliwald“ folgen wir nicht mehr der gelben, sondern der roten Raute in Richtung Lange Ebene bzw. Ruine Sausenburg. Wir sind jetzt auf der Westweg-Etappe vom Blauen nach Kandern.
Schwarzwaldvereins-Wegweiser „Lange Ebene“
An der Weggabelung Schlossweg/Vogelbacherweg stand bis vor kurzem noch die Lange-Ebene-Hütte. Die Schutz-/Grillhütte wurde am 26. März 2020 Opfer eines Brandstifters.
Etwas weiter entdecken wir einen alten Grenzstein aus dem Jahr 1844. Er zeigt auf der Südseite die Buchstaben GK und den Tonkrug mit Deckel aus dem Kanderner Wappen. Auf der verwitterten Nordseite lassen sich die Buchstaben GS für Gemeinde Sitzenkrich nur noch erahnen.
Sausenburg
Unten aum Aufstieg zur Burgruine informierte eine Tafel über die Geschichte der Sausenburg.
Etwa 55 Stufen geht es hinauf zur Burg
Innerhalb der Burg befinden sich mehrere Sitzbänke für die Vesperpause und auch ein Grill steht zur Verfügung.
Zuerst machen wir ein kleines Picknick und genießen das mitgebrachte Vester und eine Tasse Tee.
Dann geht es die 89 Stufen hinauf auf den Turm. Von hier hat man einen tollen Blick auf Schloss Bürgeln, den Blauen und auf Basel. Im Westen glitzert der bei Niffer vom Rhein in Richtung Mulhouse abzweigende Rhein-Rhone-Kanal in der Sonne, dahinter erheben sich die Vogesen.
Blick vom Turm hinunter auf die BurgruineBlick auf VogelbachDer Hochblauen mit dem Steinbruch Obereggenen an seiner FlankeBlick hinüber auf Schloss BürgelnBlick auf die St. Johannisbreite (vorne links), den Schliengener Ortsteil NIedereggen und im Hintergrund das Elsass mit den Vogesen.Blick auf SitzenkirchDer einstge Burgturm ist dauerhaft bewohnt: Mauereidechsen haben sich hier niedergelassen.
Ein paar Infos zur Geschichte
1120: Die Herren von Kaltenbach übergeben ihren Besitz, zu dem der 668 m hohe Sausenberg gehört, dem Kloster St. Blasien.
1232: Markgraf Hermann der Jüngere von Hachberg tauscht mit dem Abt von St. Blasien den Sausenberg gegen ein anderes Gut. Die Markgrafen von Hachberg waren die weltlichen Vertreter (Vögte) über die Besitzungen St. Blasiens im Breisgau.
1232-1246: Bau der Burg nach dem Grundriss der Burg Zähringen in Freiburg.
1311: Die Sausenberger erben die Burg Rötteln und verlegen 1314 ihre Residenz dorthin. Ein Burgvogt verbleibt auf der Sausenburg.
Die Herrschaft Sausenberg wurde begrenzt: durch die Herrschaft Rötteln im Süden, den Rhein im Westen, die Herrschaft Badenweiler im Norden und den „österreichischen Schwarzwald“ im Osten.
1444: Graf Johann von Freiburg schenkt dem Markgrafen Rudolf IV und seinem Bruder Hugo die Herrschaft Badenweiler, Rötteln und Sausenberg – die eigentliche Markgrafschaft. Das vornehmste Recht der Herren war die Ausübung der hohen Gerichtsbarkeit. 1444 ist auch die Geburtsstunde des Markgräflerlandes.
1503: Prinz Ernst (Begründer der protestantischen Linie Baden-Durlauch) erhält die Markgrafschaft Sausenberg. Seither nennen sich die Herrscher „Landgrafen am Sausenhard oder zu Sausenberg“.
1525: Im Bauernkrieg übernehmen Freischärler die Burg, es fand aber keine Zerstörung statt.
1633: Im 30-jährigen Krieg wird sie zunächst von Kaiserlichen, später von Schweden eingenommen.
1678: Die Franzosen schleifen und zerstören die Sausenburg ebenso wie Badenweiler und Rötteln. Es erfolgt eine notdürftige Renovierung.
Seit 1960 sichern und renovieren das Staatliche Hochbauamt, das Forstamt Kandern, das Landesdenkmalamt und der Schwarzwaldverein die Burg.
Quelle: Informationstafel an der Burg
Wir verlassen die Burgruine und gehen weiter in Richtung Vogelbach bis zum Wanderparkplatz Lindenbückle.
Am Wanderparkplatz Lindenbückle kreuzen sich verschiedene Wanderwege
Die neue Sängerlinde am Lindenbückle wurde am 20. März 2018 vom Männgesangverein Vogelbach-Malsburg gestiftet, wie dem Gedenkstein zu entnehmen ist.KunstSchutzhütte mit Infotafeln zum Geschichtsweg Bürgeln – Kaltenbach
Blick auf Schloss Bürgeln
Wir folgen Wegweiser zurück nach Sitzenkirch. Der Weg heißt bezeichnenderweise auch Sitzenkircher-Weg.
Rechter Hand liegt der Blauen.
Blühende Lupinen
Wir folgen dem Sitzenkircher-Weg bergab, kurz vor Sitzenkirch passieren wir einen Steinbruch (Laubrain), der links vom Weg liegt.
Kurz vor Sitzenkrich entdecken wir eine Libelle am Wegesrand: Die Zweigestreifte Quelljungfer (Cordulegaster boltonii) ist eine sehr große, an sauberen, kleinen Fließgewässern vorkommende Libelle aus der Unterordnung der Großlibellen (Anisoptera). Sie ist durch eine schmale Gelbstreifung auf schwarzer Grundfarbe gekennzeichnet. Die Art gilt als gefährdet und ist in Deutschland gesetzlich „besonders geschützt“. (Quelle: Wikipedia)
Am Ortrand finden wir den Wegweiser „Sitzenkirch Bei der Mühle“. Wir schauen uns das restaurierte Mühlrad an.
Die Sitzenkircher Mühle wird im Jahr 1597 erstmals urkundlich erwähnt. Sie ging 1611 in den Besitz der Familie Kammüller über. Der Bau der Mühle, wie sie heute noch erhalten ist und besichtigt werden kann, fand im Jahr 1755 statt. Die Kundenmühle mit Oberschlächtigem Wasserbad konnte drei Mahlstühlen betreiben und außerdem durch eine Transmission eine Kreissäge. Als Wasserspeicher dient der Mühlenweiher. Rohre leiten das Wasser zum Rad. Der Betrieb der Mühle als Kundenmühle wird im Jahr 1961 eingestellt. (Quelle: www.sitzenkirch.info)
Die evangelische Kirche Sitzenkirch
Die Kirche geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Das dem heiligen Hilarius gewidmente Gotteshaus fungierte im 13. und 14. Jahrhundert als Grablege der Markgrafen von Hachberg-Sausenberg.
Zurück in der Ortsmitte …
Wer die Wanderung von der St. Johannis-Breite begonnen hat, quert die Breite Straße und folgt dem Enzenbergweg in Richtung Obereggenen.
Auch dieses Jahr fährt ab Karfreitag wieder der Wanderbus auf den Hochblauen. Den aktuellen Fahrplan für 2013 gibt’s auf der Homepage der SWEG zum Download. Der Bus fährt von Basel kommend über Weil, Haltingen, Binzen, durch das Kandertal nach Kandern und Malsburg-Marzell auf den Hochblauen.
Schade, eine Busverbindung von der Westseite vom Bahnhof Müllheim über Badenweiler ist leider wieder nicht im Programm.
Ab Karfreitag fährt wieder der Wanderbus auf den Hochblauen – allerdings wieder nur über die Ostseite über Kandern und Malsburg-Marzell.
Der Bus der Südwestdeutschen Verkehrs AG (SWEG) fährt bis zum 1. November immer an Sonn- und Feiertagen von Basel mit Umsteigen in Kandern am Bahnhof.
Die Linie 55 startet in Basel am Claraplatz und führt über den Badischen Bahnhof, Weil am Rhein, Haltingen, Binzen, Rümmingen, Schallbach, Wittlingen, Wollbach und Hammerstein nach Kandern. Dort erfolgt der Umstieg auf die Linie 4 nach Kandern und die Fahrt führt über Malsburg und Marzell hinauf zum Blauen.
Wandertouren bieten sich an über Schloss Bürgeln und Sausenburg auf der Westseite oder über Egerten, Lipple (Wanderheim Stockhmatt) und Gleichen auf der Ostseite.
Interessant ist auch die Ausflugskombination mit der Kandertalbahn, die vom 1. Mai bis 16. Oktober zwischen Haltingen und Kandern verkehrt.
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