Erstmals sprang Hannes Weber beim Neuenburger Hemdglunkiumzug als Hisgir auf dem Bett herum und verkündete mit den Worten „Im Namen des Herrn Entechrist, die Narrennacht erschienen ist. Die Nacht fängt an zu leuchten, den Armen wie den Reichen. Die Narrennacht, die nie versagt, ich wünsch den Narren eine gute Nacht“ den Anbruch der fünften Jahreszeit. Er tritt damit in die Fußstapfen seines Vaters Markus „Blechle“ Weber, der 37 Jahre lang den Hisgir verkörperte.
Hier ein paar fotografische Eindrücke vom Hemdglunki-Umzug und Rathausstürmung in Neuenburg
Die Narrenzunft D’Rhiischnooge marschiert vorneweg
Der Männergessangverein spielt eine wichtige Rolle beim Neuenburger Hemdglunki-Umzug und stellte viele Jahre den Hisgir.„Im Namen des Herrn Entechrist, die Narrennacht erschienen ist. Die Nacht fängt an zu leuchten, den Armen wie den Reichen. Die Narrennacht, die nie versagt, ich wünsch den Narren eine gute Nacht“RathausstürmungDie bunte Hemdglunkischar auf dem RathausplatzDer neue Hisgir Hannes Weber
Kleiner Nachtrag von Christi Himmelfahrt: Nach der Eröffnung des Gutedeltags war ich noch kurz in Zunzingen, wo der Brauch von Hisgir und Uferbrutt noch gepflegt wird.
Im Müllheimer Ortsteil Zunzingen wird an Christi Himmelfahrt noch der Brauch mit Hisgier und Uferbrutt begangen. Der Hisgier im Strohkleid mit rußgeschwärzten Gesicht symbolisiert den scheidenden Winter. Er trägt eine lange Baumrute mit sich herum. Die Uferbrutt im weißen Kleid mit einem Blumenkranz im Haar symbolisiert den Sommer.
Die Mädchen mit der Uferbrutt beim „Heischegang“
Zunächst gehen die Jungen und Mädchen getrennt von Haus zu Haus und erbitten Gaben, insbesondere Eier und Butter oder etwas zu trinken. Zwischenzeitlich gibt es hier und da auch Süßigkeiten oder etwas Geld.
„De Hisgier isch e brave Ma, er hätt gern Eier in Anke. Er hört das Dierli gare, d’ Lit solle de Ankehaafe usschaare. Er hört des Hühnli singe, d’ Lit sollenem Eili bringe. Er hört des Fäßli rumple, de Hisgier soll ufgumpe!”. Danach springt der Hisgier dreimal auf und die Leute geben ihre Gaben
Vom anderen Dorfende her ziehen die Mädchen mit der Uferbrutt herum, deren Spruch auf gleiche Weise geht: “D’ Uferbrutt isch e bravi Frau, sie hätt gern Eier in Anke…”
„High Noon“ in Zunzingen: Hisgier und Ufertbrutt treffen aufeinander.
Am Ende treffen Hisgier und Uferbrutt mitten im Dorf zu einem symbolischen Kampf aufeinander treffen. Während die Gruppen die beiden Symbolfiguren anfeuern, versucht der Hisgier den Blumenkranz der Uferbrutt zu rauben, umgekehrt versucht diese, von der Baumrute einen Zweig abzubrechen.
Wilde Jagd …Die Uferbrutt – respektive der Sommer – hat gesiegt!
Falls sich jemand fragt, was mit den gesammelten Eiern passiert. Am Abend gibt’s für die beteiligten Jugendlichen Rührei mit Speck. Andernorts – wie früher in Vögisheim – werden auch Scherben gebacken. Den Vögisheimer Hisgier gibt’s im Markgräfler Museum in Müllheim auch in der Ausstellung zur Regionalgeschichte im Dachgeschoss mit einem kleinen Filmchen zu sehen.
Auf der Internetseite www.zunzingen.de wird der Brauch in einem Beitrag zum Thema Brauchtum von Bianca Flier schön erklärt.
„Ich hab drei Näschter durchg’ritte“, sagt Markus („Blechle“) Weber. Seit über 30 Jahren springt er als „Hisgir“ beim Hemdglunkerumzug in der Zähringerstadt auf dem Bett herum und verkündet mit dem Spruch
Im Namen des Herrn Entechrist,
die Narrennacht erschienen ist.
Die Nacht fängt an zu leuchten,
den Armen wie den Reichen.
Die Narrennacht, die nie versagt,
ich wünsch den Narren eine gute Nacht
den Beginn der Fasnacht.
Den Namen „Hisgir“ für die im Bett liegenden Narren haben die Neuenburger wohl der gleichnamigen Figur aus Vögisheim genommen, mit der es ansonsten keine Gemeinsamkeiten gibt, erklärt Weber. Im alemannischen Brauchtum bezeichnet der Hisgir die Figur des harten und unerbittlichen Winters. Der Narrenspruch, weiß Weber aus Gesprächen mit dem Neuenburger Stadtarchivar Winfried Studer und Autor des Buches „Lebendige Fasnachtstradition in Neuenburg am Rhein“, stamme ursprünglich aus der Schwarzwaldgemeinde Wolfach. Dort sei, anders als in Neuenburg, der Name „Entechrist“ (Antichrist) auf Intervention der evangelischen Kirche aus dem Vers getilgt worden.
Der Spruch kam nach dem Zweiten Weltkrieg über die Familie Vordermayer in die Zähringerstadt. Diese hatte zuvor zehn Jahre in Wolfach gelebt und war wieder in die Neuenburger Heimat zurückgekehrt.
Der Männergesangverein „Sängerfreundschaft“ hat den Neuenburger Hemdglunki-Umzug ins Leben gerufen und ist auch heute immer noch „singend“ dabei.
„Ich bin mit 15 Jahren in den Gesangverein und dann mit 16 Jahren Hisgir geworden“, antwortet Weber auf die Frage, wie er zur Narrenfigur gekommen ist. Von Anfang an war es der Männergesangverein „Sängerfreundschaft“ Neuenburg, der übrigens im vergangenen Jahr sein 180-jähriges Bestehen feierte, der den Wagen mit dem Hisgir für den Hemgdlunkerumzug gestellt hat. Die Sänger organisierten bereits 1924 den ersten Hemdglunkerumzug, als nach dem Ersten Weltkrieg die Neuenburger Fasnacht wiederbelebt wurde. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg stellten die Sänger den Wagen für den Hisgir. Bis die Sänger im Jahr 2000 den Wagen nicht mehr stellen konnten. Seither führt Weber die Narrenfigur gemeinsam mit der Narrenzunft „D’Rhiischnooge“ fort. Er ist der fünfte Hisgir seit 1951. Weber übernahm die Figur im Jahr 1982 von seinem Vorgänger Erwin Maier. Nach dem Krieg war es zunächst Karl Kößler, der die Rolle des Hisgir übernahm, gefolgt von Walter Brück und Rudolf Grozinger.
Nur dreimal hat Weber bislang als Hisgir pausieren müssen, in den vergangen beiden Jahren einmal krankheitsbedingt und wegen eines Trauerfalls in der Familie – damals ist Tobias Anlicker eingesprungen – sowie im Jahr 1991 als die Fasnacht allerorten wegen des ersten Golfkriegs abgesagt worden war.
Die Damen vom Neuenburger Rathaus haben sich verbarrikadiert und leisteten bei der Rathausstürmung der Neuenburger Narrenzunft „D’Rhiischnooge“ heftig Widerstand.Die Neuenburger „Burghexen“ stellten nach der Rathausstürmung den Narrenbaum auf dem Rathausplatz
Tobias Anlicker tritt als Hisgir in die Fußstapfen von Markus "Blechle" Weber.
Eine große Hemdglunkerschar strömte in Neuenburg vom Bahnhof zum Rathaus um bis zum Fasnachtsdienstag die Macht in der Zähringerstadt zu übernehmen. Angeführt von der Stadtmusik und den „Rhiischnooge“ folgten die großen und kleinen Hemdglunker mit ihren Laternen dem Umzug. Mit dabei ist traditionell auch der Wagen mit dem Hisgir, der auf dem Bett herumspringt und den Anbruch der fünften Jahreszeit verkündet. Erste Station war der Narrenbrunnen, wo die Cliquen gemeinsam zur Narrentaufe schritten. Anschließend erfolgte die Stürmung des Rathauses, wo Oberzunftmeister Jürgen Schäfer die Fasnacht proklamierte und die kräftigen Burghexen den großen Narrenbaum aufrichteten.
Hemdglunkis auf dem RathausplatzDie Rhiischnooge stürmen Rathaus und Amtszimmer von Bürgermeister Joachim Schuster.Die Burghexen stellen den Narrenbaum.
Mehr Bilder vom Hemdglunki-Umzug in Neuenburg in der Picasa Bildergalerie!
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